Wenn Musiker:innen gemeinsam gründen, knallt es oft bei der Organisation. Ich zeige Dir systemische Wege, wie Arbeitsaufteilung fair und klar gelingt. Denn ein Ensemble ist nicht nur ein künstlerisches Projekt – es ist ein gemeinsames Unternehmen. Und das funktioniert nur, wenn Rollen, Aufgaben und Erwartungen transparent geregelt sind.
Warum Arbeitsaufteilung in Ensembles und Musikgruppen so wichtig ist
Viele Musikerinnen starten voller Begeisterung in gemeinsame Projekte: ein Ensemble, ein Festival, ein Studio oder eine Konzertreihe. Die ersten Wochen laufen euphorisch – alle brennen für die Musik, die Vision steht. Doch spätestens, wenn es um Organisation, Buchhaltung oder Kommunikation geht, wird es kompliziert.
Häufig entstehen Spannungen, weil Arbeit unsichtbar verteilt ist: Eine Person übernimmt automatisch mehr Orga-Aufgaben, während andere sich auf künstlerische Arbeit konzentrieren. Das führt zu Ungleichgewichten, Frust und Missverständnissen.
Eine klare Arbeitsaufteilung ist kein Zeichen von Misstrauen, sondern Ausdruck von Professionalität. Sie schafft Struktur, entlastet Einzelne und sorgt dafür, dass die Energie wieder in das fließt, was zählt – die Musik.
Rollen, Aufgaben und Erwartungen klären
In einem Ensemble oder Kollektiv gibt es viele Aufgaben, die über das Musizieren hinausgehen:
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- Organisation von Proben und Konzerten
- Kommunikation mit Veranstaltern
- Social Media und Websitepflege
- Förderanträge und Finanzen
- Equipment, Logistik, Repertoireplanung
Der erste Schritt ist, diese Aufgaben sichtbar zu machen. Nur was ausgesprochen ist, kann verteilt werden.
Danach folgt der entscheidende Teil: die Rollenklärung.
Im systemischen Coaching sprechen wir oft von drei Leitfragen, die helfen, Verteilung fair zu gestalten:
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- Wer kann was? (Kompetenzen und Erfahrungen)
- Wer will was? (Motivation und Interessen)
- Was bleibt übrig – und wie gehen wir damit um? (Arbeiten, die keiner gern macht)
Gerade der letzte Punkt wird oft vergessen. Doch er entscheidet, ob Teamarbeit langfristig funktioniert.
Mini-Workshop: So gehst Du systematisch an die Arbeitsaufteilung heran
Hier ist ein kleiner Workshop, den Du mit Deinem Ensemble durchführen kannst – ideal für Gründungsteams oder bestehende Gruppen, die mehr Klarheit möchten:
Schritt 1: Aufgaben sammeln
Schreibt alle wiederkehrenden Aufgaben auf Karten oder digital in eine Tabelle. Dazu gehören auch kleine Dinge wie Social-Media-Posts, Newsletter oder Fahrtkostenabrechnungen.
Schritt 2: Kategorien bilden
Sortiert Eure Aufgaben in Bereiche wie Organisation, Kommunikation, Finanzen, Technik, PR, Künstlerisches.
Schritt 3: Kompetenz und Lust prüfen
Jede Person markiert, was sie gut kann und was sie gern tut. Meist ergeben sich erste Schwerpunkte.
Schritt 4: Unbeliebte Aufgaben sichtbar machen
Markiert, welche Aufgaben keiner übernehmen will. Das ist normal! Sprecht offen darüber.
Schritt 5: Lösungen suchen
Drei Wege helfen bei ungeliebten Aufgaben:
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- Delegieren: Jemand Externes übernehmen lassen (z. B. Buchhaltung, Grafik).
- Automatisieren: Tools oder KI nutzen (z. B. ChatGPT, Perplexity, Canva, Notion).
- Aneignen: Eine Person lernt die Aufgabe – etwa über YouTube-Tutorials oder kleine Onlinekurse.
Wichtig: Es geht nicht darum, dass jede Person alles kann, sondern dass jede Verantwortung trägt – und dass Aufgaben bewusst verteilt sind.
Was tun, wenn es hakt? Typische Konfliktfelder in Ensembles
Selbst in gut organisierten Teams entstehen Spannungen. Besonders häufig sehe ich in Coachings diese Konfliktfelder:
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- Ungleichgewicht: Eine Person trägt dauerhaft mehr Verantwortung, ohne dass es bewusst ist oder ausgeglichen wird.
- Unklare Kommunikation: Absprachen fehlen oder werden unterschiedlich verstanden.
- Fehlende Transparenz: Wer macht was – und wann?
- Wertkonflikte: Unterschiedliche Vorstellungen von Professionalität, Erfolg oder Zeitaufwand.
Der systemische Ansatz hilft hier, den Blick zu weiten: Konflikte sind kein Zeichen von Scheitern, sondern Hinweise auf Ungleichgewichte. Wenn Ihr regelmäßig reflektiert, was gut läuft und was nicht, können Spannungen früh erkannt und gelöst werden.
Ein einfaches Ritual kann helfen: Am Ende jeder Projektphase kurz innehalten und fragen – Was lief gut? Was hat gefehlt? Was können wir nächstes Mal besser machen?
Strategien für faire und nachhaltige Zusammenarbeit
1. Klare Rollen und Verantwortlichkeiten
Erstellt ein gemeinsames Organigramm oder Board mit allen Aufgaben – digital oder auf Papier. Jeder weiß, wofür er oder sie zuständig ist.
2. Zeit realistisch einschätzen
Unterschätzt nie den administrativen Aufwand! Kommunikation, Logistik und Buchhaltung fressen Zeit. Plant sie in Eure Wochenstruktur ein.
3. Gemeinsame Entscheidungsregeln festlegen
Wer entscheidet was? Einstimmig? Nach Mehrheit? Per Rotationsprinzip? Klärt das vorab, um Missverständnisse zu vermeiden.
4. Regelmäßige Check-ins
Einmal pro Monat ein kurzes Teamgespräch – 30 Minuten reichen, um offene Punkte und neue Aufgaben zu klären.
5. Konflikte besprechbar machen
Schafft Räume, in denen ehrliches Feedback möglich ist. Systemisches Feedback bedeutet: Beobachtung statt Bewertung.
6. Gerechtigkeit durch Transparenz
Alle sehen, wer welche Aufgaben übernimmt. Das fördert Anerkennung und gegenseitiges Verständnis.
Digitale Tools und Lernressourcen für Selbstorganisation
Gerade für kleine Ensembles oder Musikgruppen kann der richtige Technikeinsatz Gold wert sein. Hier einige Tools, die sich bewährt haben:
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- Notion – für Projektmanagement, To-Do-Listen und Dokumentation.
- Trello oder Asana – zur Aufgabenverteilung und Statusverfolgung.
- Google Workspace – für gemeinsame Kalender, Dateien und Kommunikation.
- ChatGPT oder Perplexity – für Recherche, Textentwürfe, Strukturvorschläge.
- Canva – für einfache Designaufgaben (Flyer, Posts, Präsentationen).
- Zoom oder Meet – für regelmäßige Teamabstimmungen.
💡 Tipp: Wenn Euch ein Bereich völlig neu ist (z. B. Buchhaltung, Website oder Social Media), nutzt YouTube-Tutorials oder Onlinekurse. Wissen ist zugänglich – man muss es nur gezielt abrufen.
Ein Ensemble ist ein kleines Unternehmen. Und wie in jedem Unternehmen ist die Bereitschaft, Neues zu lernen, entscheidend für den Erfolg.
Fazit: Erfolg durch Klarheit, Kommunikation und Mut zum Lernen
Zusammen gründen als Musikerinnen heißt, Verantwortung zu teilen – künstlerisch und organisatorisch. Eine faire Arbeitsaufteilung ist dabei kein starres System, sondern ein lebendiger Prozess.
Wenn Ihr Rollen regelmäßig reflektiert, offen über Belastung sprecht und Tools sinnvoll nutzt, entsteht Raum für Kreativität, Vertrauen und Wachstum.
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